Lebensübergänge sind oft krisenhaft angelegt. Manche Menschen verfügen über einen reicheren Fundus von Ressourcen finanzieller und sozialer Art, für alle gilt es neue Sinnzusammenhänge herzustellen, neue Ziele und Visionen sich zu erlauben. Die zeitlichen Grenzlinien sind heute fließend, Rentenalter ist nicht mehr statisch konzeptualisiert, gleitende Übergänge sind möglich, manche können sich schon mit Ende 50 aus dem aktiven Arbeitsleben verabschieden. Lebenslanges Lernen ist möglich und nötig, bedarf aber gezielter Impulse und Anreize; das Gehirn generiert neue neuronale Vernetzungen dann, wenn es in Kontakt mit anregenden, sozialen, kulturellen und ideellen Impulsen in Berührung kommt. 

Neben der wichtigen gesunden Ernährung und den Körper erhaltenden Sport ist Musik ein wichtiger Pfeiler von psychischer und physischer Gesundheit. Musik ist eine bewegende und eine verbindende Kunstform. Einsamkeit ist neben Stress ein bedeutender Auslöser von Krankheiten. Depressive Entwicklungen setzen dann ein, wenn wichtige Grundbedürfnisse beschnitten werden, dazu gehören Anerkennung Selbstwirksamkeit, Bindung, Lustgewinn und Unlustvermeidung. Mit zunehmendem Alter gehen bisher funktionierende Verstärker- und Supportsysteme verloren. Mit dem Verlust von wichtigen Menschen oder der Reduktion sozialer Kontakte z.B. bei der Aufgabe des gewohnten Arbeitsplatzes, mit den Einbußen körperlicher und geistiger Fitness, tritt oft ein schleichender Beginn einer Depression ein. Wir wertschätzen das große Potential älterer Menschen, glauben an die Bedeutung von Mentoren in der Gesellschaft, sehen uns in der Verantwortung eine Plattform zu etablieren, indem das Wissen dieser Generation, diese unterschiedlichen, individuellen Lebensweisheiten in einer Form weitergegeben werden, die berührt und ankommt; und Menschen lernen und entwickeln sich, wenn sie von Geschichten berührt werden.

Systemische Entwicklungen von Gesellschaften verlaufen dann produktiv, wenn eine ausgewogene Balance zwischen Neuem und Alten geschieht, wenn ein Forum und eine Plattform geschaffen wird, wo man achtungsvoll um Bedeutungs- und Deutungshoheit streiten kann, wo man Idee annehmen und verwerfen darf, denn kein „Genie“ ist aus dem Nichts gekommen, sondern steht wiederum auf den Schultern seiner Vorgänger und bedarf der sozialen Resonanz. Deshalb wollen wir einen kreativen Streitort etablieren, wo es Spaß macht sich mit Neuem und Alten auseinanderzusetzen, wo gegenseitiges Lernen möglich ist.

Deshalb ist unser Ü 50 Songwriting Workshop generationsübergreifend angelegt. Im ersten Schritt sollen unsere Ü 50 Teilnehmer sich im Prozess eines kompletten eigenen Schreibens und Komponierens eines Songs wirksam erleben können, gleichzeitig bieten wir auch die  Möglichkeit an, mit Teilnehmern aus ihrer Alterskohorte soziale Bindungen einzugehen.  Musik schafft einen gemeinsamen Resonanzraum, deshalb ist antidepressiv.

Im zweiten Schritt wollen wir die Enkelgenration dazu gewinnen die Songs der Ü50 neu zu interpretieren in Form von Remixen und Neuproduktionen. Wir wollen einen Raum schaffen für die Begegnung von Soundkulturen und die Ergebnisse in einem gemeinsamen Konzert präsentieren. Im gegenseitigen akzeptieren der Unterschiedlichkeit und der Anerkennung des Gemeinsamen soll ein fruchtbarer Dialog zwischen den Generationen ermöglicht werden.

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